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Stachel im Fleisch

Rolf Dermietzel

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Die literarische Antwort auf das Anatomie-Spektakulum "Körperwelten"

Dies ist ein Anatomie-Roman. Aber keiner, der versucht, ein Horrorszenario zu entwickeln, um mit den Gruseleffekten hausieren zu gehen. Vielmehr wird der Versuch unternommen, die metaphysische Dimension des Todes sinnlich greifbar zu machen. Das paulinische Grundthema von der Vergänglichkeit als "Stachel im Fleisch" des Lebens wird auf verschiedensten Ebenen anhand der Geschichte des Anatomen und Wissenschaftlers Paul Dehmel virtuos variiert: Als erlebtes, individuelles Schicksal mit seinen alltäglichen, tödlichen Zwischenfällen, die unverhofft auftreten und die Person Paul Dehmels erschüttern, als historischer Rückblick, in dessen Mittelpunkt Berlin steht, der Stadt, die fast eine Jahrhunderthälfte der "Stachel im Fleisch" des Kommunismus war, als Liebesgeschichte, die zwischen den kleinen Toden des Liebesaktes und der Apokalypse eines unerwarteten Finales ihre Kriechspur zieht. In der Schilderung des Makabren eines Sektionssaales und der Einsicht, daß alles, was denkbar ist, auch geschehen kann, vollzieht das Buch einen Balanceakt, der einen zum Lachen und zum Weinen bringt. Es findet keine ästhetische Domestizierung des Todes statt, sondern eine sensible Darstellung seiner unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Der Roman läßt sich als die literarische Antwort auf das Anatomie-Spektakulum "Körperwelten" verstehen.

Dermietzel, Rolf, Bochum, Bochumer Universitätsverlag, Bochum 2001, 2. überarb. Aufl., 297 S., ISBN 3-934453-21-X, 
Literatur  Bd 1, ISSN 1616-7651, DM 34,80; EUR 17,79 

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